Erlebnisweg Wupper
Offene Auen, kleine Siedlungen, steile Ufer und bewaldete Täler: Der Solinger Talabschnitt der Wupper ist landschaftlich von außerordentlicher Schönheit. Der rauschende Fluss ist mal zum Greifen nah, mal aus luftiger Höhe zu sehen. Es bieten sich zahlreiche Gelegenheiten für Abkürzungen und Rundwege und zur Einkehr. Heute glaubt man kaum, dass sich hier eine intensiv genutzte Gewerbelandschaft befand. In 24 meist großen Schleifkottenanlagen waren jeweils bis zu 100 Schleifer beschäftig. In zwei kleineren Kotten kann man ihnen heute noch bei der Arbeit zusehen.
Weitere Einstiegsorte: Wupperhof, Glüder, Unterburg Brückenpark Müngsten, Kohlfurth
Für diese Tour
Höhenprofil
Wegbeschreibung
Das Tal der Wupper ist landschaftlich außerordentlich schön. Kaum vorstellbar, dass sich hier einst eine intensiv genutzte Gewerbelandschaft befand. Heute ist das Wasser wieder sauber und die Natur hat sich erholt.
Letzter erhaltenen Doppelkotten (17. Jahrhundert) an der Wupper. Im Außenkotten wird heute noch geschliffen. Besucher können den Schleifern bei der Arbeit über die Schulter schauen. Eine kleine Ausstellung informiert über den Kotten, das Handwerk und die Arbeitsbedingungen der Schleifer. Im Innenkotten ist eine Galerie mit alten Schleiferwerkzeugen und moderner Kunst zu sehen.
Über die Fahrstraße (Hohlenpuhler Weg) geht es Richtung Friedrichstal. Zwischen Wupper und Straße liegen die Wupperauen. Das Einzugsgebiet der Wupper liegt in einer regenreichen Region mit sandigen oder schweren Tonböden, die das Wasser nicht gut speichern. Neben den Talsperren dienen die Auen als Hochwasserschutz: Sie geben dem Fluss "Raum", wenn er über die Ufer tritt. Dazu sind sie Lebensraum einer überwältigenden Tier- und Pflanzenvielfalt, unter ihnen seltene und gefährdete Arten. Deshalb stehen die Wupperauen unter besonderem Schutz und werden als Freiflächen erhalten.
Hohlenpuhler Kotten (4)
Eine kleine Bogenbrücke überquert den ehemaligen Untergraben des Hohlenpuhler Kottens. Der Standort entstand durch den Abbau des Felsmaterials für die Wehranlage (Anfang 17. Jahrhundert). Noch bis in die 1940er Jahre wurde hier gearbeitet, 1950 wurde die Ruine abgerissen. Im Gestrüpp sind Mauerreste zu finden.
Lieferweg Friedrichstal – Widdert (5)
Immer wieder zweigen steile Pfade in die Wupperberge ab. Auf diesen beschwerlichen Wegen transportierten Solinger Lieferfrauen bis in die 1950er Jahre die geschliffenen Klingen zu den Schneidwarenfabrikanten und die Rohlinge zu den Schleifern. 15 bis 25 Kilogramm schwere Lieferkörbe trugen sie dabei auf dem Kopf. Heute sind die ehemaligen Lieferpfade beliebte Wanderwege.
Wenn die ersten Häuser von Untenfriedrichstal erscheinen, geht es nach rechts in die Friedrichsaue, wenig später überquert der Weg die Wupper.
Untenfriedrichstaler Kotten (6)
Im Kotten (1849) waren über 100 Schleifer beschäftigt, damit gehörte er zu den größeren. Später wurden ein Hammerwerk und eine Reiderei integriert. 1941 legte man den Schleifkotten still und baute ihn erst zum Industriebetrieb, dann zum Wohnhaus um.
Der Hauptweg führt am Gasthaus „Fähr“ zurück auf die andere Wupperseite.
Der kurz nach dem ersten Weltkrieg errichtete Kotten blieb äußerlich bis heute fast unverändert und gehörte bis 1970 der Familie Hilbertz, bis 1979 wurde dort geschliffen. Bis zuletzt wurden die Schleifsteine und -scheiben, an denen drei selbstständige Heimarbeiter arbeiteten, vom zentralen Elektromotor über eine Transmission angetrieben. Seit 1994 gibt es in dem liebevoll restaurierten Gebäude einen Laden für französische Spezialitäten.
Untenrüdener Kotten (8)
Zur Wupper hin sieht man hinter Obstwiesen den Untenrüdener Kotten. Nachdem die Doppelkotten-Anlage (18. Jahrhundert) mehrfach abgebrannt war, wurde 1905 ein Ziegelbau errichtet. Noch Anfang des 21. Jahrhunderts betrieb man hier mehrere Arbeitsplätze mit Elektromotoren: eine Einsteckreiderei, eine Ausmacherei für Spezialmesser und eine Schleiferei für größere Sorten. Wer sich seine stumpfen Messer und Scheren aufarbeiten lassen möchte, ist hier heute noch an der richtigen Adresse.
Hofschaft Rüden (9)
In den so genannten Hofschaften an der Wupper wohnten die Schleiferfamilien, zumeist mit wenig Komfort. Bei einer nationalsozialistischen Kampagne zur Verschönerung der Hofschaften wurde Rüden 1936 als “Musterdorf” ausgezeichnet und deutschlandweit zum Vorbild. Heute ist der idyllische Ort mit mehreren Gartenlokalen ein beliebtes Ausflugsziel.
Obenrüdener Kotten (10)
Die Anlage (um 1750) bestand ursprünglich aus zwei Innen- und einem Außenkotten in Fachwerkbauweise. 1906 brannte der Außenkotten nieder und wurde durch einen Backsteinbau ersetzt. Bis 1976 befand sich hier eine Messerfabrik. Seit 1993 ist die Anlage in privatem Besitz und dient heute als Wohnhaus. Die ehemalige Werkstatt kann als Veranstaltungsraum gemietet werden. Für das sehenswert restaurierte Gebäude wurde 1997 der Denkmalschutzpreis des Bergischen Geschichtsvereins verliehen.
Heiler Kotten (11)
Der bereits 1605 erstmals erwähnte Schleifkotten brannte Ende des 19. Jahrhunderts vollständig ab. An gleicher Stelle wurde der Ziegelbau errichtet und mit Wasserkraft betrieben. Nach dem zweiten Weltkrieg wohnten hier Flüchtlingsfamilien, heute ist ein Paddelclub ansässig.
Am Odentaler Weg (L427) ( Eingangsort Wupperhof) überquert der Weg die Straße.
Auer Kotten und Bielsteiner Kotten (13)
Der Auer Kotten (zweite Hälfte 16. Jahrhundert) wurde nach einem Brand 1906 durch einen Backsteinbau ersetzt, 1965 zugunsten eines Kraftwerks abgerissen. Die Wupper treibt jetzt eine Turbine mit 350 PS Leistung an. Der erzeugte Strom wird ins Netz der RWE gespeist. Der etwas flussaufwärts gelegene Bielsteiner Kotten, einer der ersten Kotten der Gegend (16. Jahrhundert), wurde nach einem Brand nicht wieder aufgebaut. Im Gelände sind Spuren zu entdecken.
Der Weg führt zwischen den Wiesen hindurch am Waldrand weiter. Vorbei an Fachwerkhäusern endet der Wanderweg am Balkhauser Weg, von dort führt ein schmaler Gehweg an der Straße entlang.
Balkhauser Kotten (14)
1504 erstmals urkundlich erwähnt, seit 1612 als Doppelkotten belegt, bot der Balkhauser Kotten 1922 noch 56 Schleifern eine Werkstatt. Der Außenkotten musste 1950 dem Straßenbau weichen, im Innenkotten entstand ein Schleifermuseum.
Der Weg folgt der Straße, vorbei an einem Campingplatz. An der Wupperbrücke liegt der Einstiegsort Glüder. Von dort geht es weiter am Fluss entlang.
Wasserwerk Glüder (15)
1900 begann man mit dem Bau der Sengbach-Talsperre mit integriertem Wasserwerk, da die Leistung des ersten Solinger Wasserwerks von 1882 in Grunenburg nicht mehr ausreichte. Schon bald waren jedoch auch hier die Kapazitäten erschöpft. 1911 übernahm das leistungsstärkere Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) die Stromversorgung der Stadt, seitdem wird der Strom aus Glüder dorthin verkauft.
Klärwerk Burg (16)
Durch Einleitung von Industrieabwässern war die Wupper bereits 1880 biologisch tot. Ein „Wuppergesetz“ (1930) sollte Abhilfe schaffen, dennoch nahm die Verschmutzung bis in die 1960er Jahren zu. Erst die Einrichtung von 13 Klärwerken, darunter das in Burg (1962), verbesserte die Situation. Am Eingang zum Klärwerkgelände erklären Infotafeln die Funktion. Am Ende des Zauns, Richtung Glüder, bietet sich ein beeindruckender Blick auf die über das Wehr stürzenden Wassermassen.
Der Wanderweg mündet in Unterburg in die Hasencleverstraße.
Ehemalige Walkmühle Burg (17)
1562 errichteten die Burger Wollweber eine Walk- und Ölmühle, die sie gemeinschaftlich nutzten. Nach dem Niedergang der Wolldeckenfertigung riss man das Gebäude 1890 ab. Im neu errichteten Ziegelbau etablierte sich die Feilenfabrik Georg Niebch & Söhne, die bis Ende des 20. Jahrhunderts existierte. Im vormals gegenüberliegenden Innenkotten wurden bis Anfang des 19. Jahrhunderts die berühmten Burger Gewehrläufe hergestellt.
Die Freiheit Burg ist eine der ältesten des Bergischen Landes. Sie wuchs um die 1133 errichtete Burg, Hauptsitz der Grafen von Berg, die 1648 zerstört wurde. In Unterburg entwickelte sich zu dieser Zeit die Tuchweberei. Nach der Wolldecken- und Büchsenproduktion dominierte im 19. Jahrhundert die Eisenindustrie. Ab 1887 gab es Bestrebungen die Burgruine zu retten, 1890 begann der historisierende Wiederaufbau. In der Folge fanden viele Burger Familien eine neue Existenz im Tourismusgewerbe.
Weiter geht es durch die Müngstener Straße, vorbei an der evangelischen Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit (1732). Sehenswert ist der Friedhof mit alten, einheitlich gestalteten Grabsteinen.
An der Donau (19)
Das Gebiet an der Wupperbiegung heißt im Volksmund "an der Donau". Hier errichtete der Papierfabrikant F. Forstmann 1854 eine Papiermühle. Nach dem Tod des letzten Inhabers 1920 nutzte die Stadt Solingen die Papierfabrik als Knochenmühle. 1930 wurden die Gebäude abgerissen. Nur das Kutscherhäuschen am Felsen ist bis heute erhalten.
Der ehemalige Schleifkotten wurde Ende des 19. Jahrhunderts zur Gastwirtschaft umgebaut, gerade rechtzeitig zum Bau der Müngstener Brücke, die schon damals Touristen lockte.
An der Wupperbrücke muss man sich entscheiden: Diesseits des Flusses bleibt man näher am Wasser und gelangt mit der Schwebefähre in den Brückenpark Müngsten, auf der anderen Seite führt der wild-romantische Hauptweg hoch über der Wupper dorthin.
Müngstener Brücke und Brückenpark Müngsten (21)
Mit 107 Metern ist die Müngstener Brücke (1897) die höchste Eisenbahnbrücke Europas. Die filigrane Eisenkonstruktion mit einem Gewicht von 5.000 Tonnen und einer Länge von 465 Metern galt als technisches Wunderwerk. Unterhalb entstand 2006 der Brückenpark Müngsten.
In dem verkehrsgünstig gelegenen Doppelkotten (1572-1574) wurden überwiegend schwere Remscheider Werkzeuge wie Beitel und Bohrer geschliffen. Nach einem Brand errichtete man um 1900 den heutigen Ziegelbau. Mit Wasserkraft wird beim Kotten eine Turbinenanlage angetrieben und der erzeugte Strom ins Netz der RWE gespeist. In der Halle werden heute Treppengeländer, Balkongitter und Kunstgewerbliches geschmiedet.
Auf dem Weg in Richtung Parkplatz Brückenpark taucht am Ufer gegenüber der malerisch im Wald gelegene Diederichstempel auf.
Der Talraum bei Müngsten war einstmals ein bedeutendes Zentrum der bergischen Kleineisenindustrie. Hier entstand auch das erste zusammenhängende Sensenwerk der Region. Nachdem die letzten Häuser dem Straßenbau weichen mussten, wurde Müngsten zu einem „verschwundenen Ort“.
Die Bogenbrücke aus Feldsteinen stellte ab 1850 die erste solide Verbindung von Remscheid nach Solingen her.
Nach Unterquerung der Remscheider Straße (B229) führt der Weg scharf nach links an der Remscheider Straße über die Wupper. Von der Brücke hat man einen schönen Blick auf die
Die alte, rostende Wupperbrücke ist das letzte Relikt aus der Ära der 15 Kilometer langen Strecke der Morsbachtalbahn (1892-1952). Sie war ein Meilenstein für die industrielle Entwicklung im Tal: Endlich ließe sich Kohlen für den Dampfmaschinenbetrieb der Unternehmen und die fertigen Produkte zu den Abnehmern bequem transportieren.
Ein schmaler Pfad zweigt hinter der Straßenbrücke in Richtung Grunenburg ab.
Ehemaliges Wasserwerk / E-Werk (28)
Bei Grunenburg wurde 1882 das erste Solinger Wasserwerk errichtet, doch schon bald war es den steigenden Anforderungen nicht mehr gewachsen. 1905 wurde es an das benachbarte Elektrizitätswerk verkauft, das die Gebr. Paffrath 1896 unter Nutzung der Staustufen des Kirschberger- und des Königskottens errichtet hatten. 1906 übernahm das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) die Anlage, legte sie aber schon 1923 weitgehend still.
Immer dicht an der Wupper entlang geht es weiter zur Hofschaft Papiermühle. Auf den sonnigen und feuchten Wupperwiesen gedeihen Neophyten (Bärenklau, Herkulesstaude, Japanischer Knöterich und Drüsiges Springkraut), die hier eigentlich nicht heimisch sind und andere Pflanzen verdrängen. Durch Schafbeweidung und Anpflanzung von standortgerechten Gewächsen versucht man, die rasant wachsenden Pflanzen zurückzudrängen.
Ehemalige Papiermühle (30)
1537 übernahm der Buchdrucker Johann Soter aus Köln die etwa 1520 im Auftrag der Altenberger Mönche errichtete Papiermühle – die erste im Herzogtum Jülich und Berg. 1826 von der Familie Jagenberg übernommen, wurde sie zur modernen Papierfabrik ausgebaut, die bis in die 1990er Jahre produzierte. Weitgehend unverändert präsentiert sich die Fabrikkolonie (1907/08) mit Fabrikantenvilla.
Der Wanderweg folgt nun der Fahrstraße (Soterweg) am Papiermühlenbach entlang. Der nächste Abzweig führt auf der rechten Seite steil den Berg hinauf. Nach wenigen Metern zweigt links ein Pfad durch den Wald ab, der wenig später auf einen Wanderweg stößt. Nun geht es immer leicht bergab bis zum Stöckener Bach, der dem Werther Kotten die Energie lieferte.
Werther Kotten (31)
Bereits 1694 errichtete der Solinger Hammerschmied Peter Schimmelbusch zusammen mit zwei weiteren Eigentümern zwei kleine Hammerwerke. 1853 kam ein großer Schleifkotten mit 60 Beschäftigten hinzu, der mit Dampfkraft betrieben wurde, bis er 1912 in wenigen Stunden niederbrannte.
An der Hauptstraße angelangt unterquert der Weg die L74 und folgt der Kohlfurther Straße.
Die Tradition der Eisenverarbeitung in der Kohlfurth reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Zahlreiche Handwerker stellten Stiefeleisen und Schustermesser her, später siedelten sich auch größere Betriebe an. Die alte Eisengitterbrücke wurde bis 1969 von der Straßenbahn befahren. Sie fährt heute wenige Meter weiter als Museumsstraßenbahn.
Bergische Museumsbahnen (33)
Auf der anderen Wupperseite befindet sich das Depot der Bergischen Museumsbahnen. Der Verein betreibt ein Straßenbahnmuseum und die 1969 stillgelegte Trasse. Hier fahren heute Museumsbahnen auf einer zauberhaften Waldstrecke hoch nach Cronenberg.
Eine der Stationen der Museumsbahnen ist der Manuelskotten. Hier ist das traditionelle Schleiferhandwerk heute noch lebendig, sogenannte Cuttermesser, Spezialmesser für fleischverarbeitende Betriebe, werden geschliffen.